Ulrich Bärenfänger

Ulrich Bärenfänger (Jg.´61) lebt mit Familie in Münster/Westf. und arbeitet seit Ende der 1980er als freier Schauspieler u.a. in Gummersbach, Düsseldorf, Regensburg und natürlich in Münster.
Nach seinem Theologiestudium spielte er in verschiedenen freien Theatergruppen und verdiente den Lebensunterhalt ganz „klischeemäßig“ mit Taxifahren. Anfang der 90er wechselte er als regelmäßiger Gast (Sprechtheater/Musical) an das Theater der Stadt Gummersbach. Parallel dazu entdeckte er seine Leidenschaft für das Improspiel als Burlone (mittelalterlicher Dorfnarr) und agierte auf Tourneeveranstaltungen (u.a.Taiwan) verschiedener Mittelaltermärkte. Das Improspiel wurde seine größte Leidenschaft, die ihn bis heute nicht los lässt.
Ende der 1990er widmete er sich wieder intensiver dem Bühnentheater mit Inszenierungen für das Jugendtheater CACTUS und Schauspiel für das TRANSITTHEATER und das Kindertheater FitKid. 2006 packte ihn das Impro-Gen noch einmal heftigst mit einem Krimidinner (3Männer á la Monty Python in allen Rollen) mit bundesweiten Auftrittsorten. 2009 kam eine eigene Horst-Schlämmer-Parodie (als Hommage an den großartigen HaPe Kerkeling) für verschiedenste Events dazu.
Heute spielt Ulrich Bärenfänger hauptsächlich Theater u.a. für das Boulevardtheater Münster, das Theater Münster und das Stadtensemble Münster. Neben allen schauspielerischen Tätigkeiten kamen über die Jahre noch Engagements für Film und Fernsehen dazu, sowie Arbeiten als Sprecher und Kursleiter von TheaterAGs.
Seine größte Leidenschaft ist und bleibt jedoch bis heute die Improvisation, das Spiel aus dem Nichts!

5 Fragen an: Ulrich Bärenfänger

Dein Festival-Projekt in zwei Sätzen?

Zwei Performer werden von einer Interviewerin zu ihrer freikirchlichen/evangelikalen Sozialisation befragt. Den Fragen folgend performen die Akteure assoziativ und improvisativ Inhalte (z.B. Erlebnisse, Lieder, Rituale) aus dieser Erfahrungswelt.

Was hat dich zu diesem Beitrag inspiriert?

Inspiriert hat uns die (fast) zufällige Feststellung der beiden Bühnenakteure (auf dem Sofa der Interviewerin/Regisseurin, dass diese eine sehr ähnliche freikirchliche/evangelikale Sozialisation erlebt haben, von denen sie viele Elemente bis heute teilweise sehr schmerzhaft begleiten. Die Frage nach erlebter oder gelebter Demokratie in den freikirchlichen/evangelikalen Kreisen kam nahezu unvermittelt dazu.

Was bedeutet Demokratie für dich?

Demokratie bedeutet für mich eine Sichtweise der Lebenswirklichkeit, die immer voraussetzt, dass jeder Mensch ein unabhängiges Wesen ist und immer die Freiheit haben muss, seine Meinung zu äußern und auch immer meinungsbildend an der Konstituierung der Gesellschaft mitwirken darf. Sei es durch freie Wahlen oder andere gesellschaftliche Prozesse. Jedoch sollten alle Prozesse auf die Verbesserung des Gemeinwohls zielen oder dieses zumindest schützen und pflegen.

Welche Rolle spielt Kunst in einer demokratischen Gesellschaft?

Kunst zählt für mich zu den gesellschaftlichen Prozessen, die von einer funktionierenden Demokratie geschützt und gefördert werden sollten. Kunst kann in seiner Vielfältigkeit Strukturen aufbrechen helfen, Prozesse in Gang bringen oder einfach nur die Freiheit aller Bürger*innen verschönern und genussvoller machen.

Was macht Corona mit der Demokratie (und unserem Festival)?

Covid-19 ist eine Zäsur in der gesamten Kunstlandschaft, da sie elementare Bedürfnisse der Kunstgenießer und -bedürftigen unterbindet und nahezu unmögliche macht. Teilweise entsteht sogar eine Zweiklassengesellschaft unter den Künstler*innen, nämlich denen, die digital sehr affin sind und womöglich auch die bürokratischen Fallstricke dieser einzigartigen Situation meistern können und den anderen, die jetzt gezwungen sind, digitale Kompetenz zu erwerben und deren Kunst z.Zt. nur einen sehr begrenzten Marktwert hat. Zugleich zeigt sich am Begriff Marktwert, dass Kunst im Gegensatz zu Wirtschaft und Ökonomie jetzt fast keine Existenzberechtigung zu haben scheint. Um so notwendiger ist es, ein „Festival der Demokratie“ allen Widrigkeiten zum Trotz im wahrsten Sinne des Wortes „auf allen Kanälen“ zu feiern.