Programm

SofaSoGod

Religion braucht keine Demokratie

Was bleibt, wenn sich zwei darstellende Künstler mit stark pietistischer Sozialisation den existenziellen Fragen ihrer christlich fundamentalistischen Individuation kreativ stellen?

Schauspieler Ulrich Bärenfänger und Musiker Jakob Reinhardt sind intensiv freikirchlich sozialisiert. Regisseurin Stefanie Bockermann blickt dagegen auf eine eher atheistisch geprägte Kindheit und Jugend zurück. Bockermann stellt die Fragen, Reinhardt und Bärenfänger antworten. Sie starten einen gemeinsamen Exkurs in die Welt des persönlichen Glaubens an Gott und um das Praktizieren desselben als Kind, Jugendlicher und als junger Erwachsener. Bärenfänger antwortet aus seiner Position als Pastorensohn in der vierten Generation in einer Freikirche, Reinhardt als Kind von russlanddeutschen Freikirchlern und Pastorensohn aus der ehemaligen Sowjetunion. Ihre Geschichten scheinen so unterschiedlich, sind aber bei näherem Hinschauen sehr ähnlich, was Glaubensinhalte und besonders die Rituale betrifft. Diese Entdeckung motivierte unter anderem zu diesem Projekt. Ein gemeinsamer Erfahrungshorizont ist trotz unterschiedlichster kultureller Prägung unübersehbar. Beide hatten sich zu einem besonderen Zeitpunkt in ihrer frühen Pubertät durch Bekehrung und Erwachsenentaufe ihrer Heimatgemeinde angeschlossen. Eine Heimat in Ritualen, Gemeinschaft und hoher Sozialkontrolle, die lange Zeit weder hinterfragt werden konnte noch durfte. Glaube an Gott und Hingabe an die Gemeinde als Selbstzweck. Was ist davon geblieben? Was hat sie nachhaltig geprägt? Welche Fragen stellen sich ihnen heute als mündige Bürger und Demokraten im Rückblick auf die eigene pietistische Sozialisation? Was war womöglich gut und hat sie gestärkt (und nicht in eine „ekklesiogene Neurose” getrieben)? Was belastet bis heute?

Die Gespräche darüber, die Lieder und auch die Schweigemomente, mal analysierend und auch naiv, mal witzig, mal pointiert, gewähren einen Blick in die Katakomben einer besonderen und sehr beeinflussenden Frömmigkeit. Einer Frömmigkeit, die lange Zeit durch die gelebte Gemeinschaft jeden Widerspruch verhinderte und dem ‚Satan‘ zuordnete.

Ein performativer Vormittag zur besten Gottesdienstzeit.

Die Veranstaltung wird nur am 02. Oktober in deutsche Gebärdensprache übersetzt.

Termin

Sonntag, 03. und 10. Okt 21, 10.00 – 11.00 Uhr

Ort

Theater im Pumpenhaus

Tickets  03.10. » | 10.10. »

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Werkstatt Demokratie

»SOFAsoGOD« ist als Teil der Werkstatt Demokratie hier zu sehen »

© Thomas Mohn